Erziehung

Jedem sollte klar sein, dass die Erziehung eines Welpen genau in dem Moment beginnt, in dem man ihn vom Züchter übernimmt. Zu den ersten Lektionen gehören sicher die Erziehung zur Stubenreinheit, die Gewöhnung an Halsband / Geschirr und Leine, die Gewöhnung an seinen Schlafplatz, ... – auch wenn ein Züchter hierfür schon den Grundstein gelegt hat, seid ihr als neue Besitzer hier von Beginn an gefordert. Die teilweise unbeholfen wirkende Art eines Welpen verleitet leicht dazu, die Erziehung noch etwas verschieben zu wollen. Das wäre aber ganz sicher ein Fehler. Denn am leichtesten lernt ein Junghund in seiner Prägephase. Und unerwünschtes Verhalten, welches sich erst einmal eingeschlichen hat, lässt sich im Nachhinein sehr viel schwerer in ein gewünschtes ändern. Eindrücke, die der Welpe in der Prägephase sammeln kann, wirken sich auf seine weitere Entwicklung aus. Der Welpe sollte daher von Anfang an, an eurem ganz normalen Alltag teilhaben. Er sollte gerade in dieser Zeit viele Kontakte zu anderen Menschen (Erwachsene und Kinder) und Tieren haben. Er sollte mit all dem, was später für ihn normal sein soll, konfrontiert werden (Auto fahren, Stadtverkehr, Bus und Straßenbahn, ….). Nutzt die normale Neugier eures Welpen.

Wichtige Gundbegriffe der Hundeerziehung:

Rangordnung und Rudelführer:

Wichtig bei der Erziehung eures Hundes ist, dass er euch als Rudelführer akzeptiert. Der Hund sollte immer den letzten Platz im Mensch-Hund-Rudel einnehmen. Das wird für euren Hund auch völlig in Ordnung sein, wenn ihr diese Rolle auch wirklich einnehmt. Das heißt, ihr dürft euch erlauben, im Rahmen der Erziehung bestimmte Dinge zu verbieten, mal keine Lust zum Spielen zu haben, … Das kennt der Welpe schon von seiner Mutter und anderen ranghöheren Rudelmitgliedern. Der Hund erwartet von euch als Rudelführer klare Richtlinien, dann fühlt er sich wohl und sicher. Wirkt ihr unsicher und es gibt keine klaren Richtlinien, wird der Hund versuchen, selbst die Führung des Rudels zu übernehmen. Euer Hund wird besonders in der pubertären Phase immer wieder einmal versuchen, eure Stellung in Frage zu Stellen. Konsequenz und Geduld und Liebe sind dann besonders gefragt.

Liebevolle Konsequenz:

Wichtig ist, dass ihr immer konsequent bleibt, denn unter Hunden gibt es keine Demokratie. Ihr seid der Chef, und dafür braut ihr keine Gewalt einzusetzen. Ein sicheres und konsequentes Auftreten, wird vom Hund schnell verstanden und ernst genommen.

Einfache Kommandos:

Hunde können nicht wirklich verstehen, was Menschen sagen, sondern sie merken sich Tonlage und Stimme und verknüpfen diese mit bestimmten Handlungen und Situationen. Daher solltet ihr einfache, klare Kommandos wählen, die dann auch konsequent benutzt und nicht mehr verändern werden. Beispiel: Sagt z. B. immer "Platz!" und nicht irgendwann "Du sollst Dich aber jetzt hinlegen!" Achtet darauf, dass euer Hund die Kommandos gut auseinanderhalten kann. Wenn ihr ein Kommando fünfmal wiederholt, ohne dass euer Hund reagiert, und dann aufgebt, dann lernt der Hund daraus, dass eine Reaktion auf euer Kommando auch nicht unbedingt erforderlich ist. Eure Qualitäten als Rudelführer stellt sich damit selbst in Frage, und euer Hund wird euch bald nicht mehr gehorchen. Konsequenz ist also wieder gefragt. Wenn ich ein Kommando gebe, muss es auch durchgesetzt werden – und das kann manchmal ganz schön anstrengend und nervenaufreibend sein. Aber es lohnt sich.

Lob und Korrektur:

Wenn euer ein Kommando so ausgeführt hat, wie ihr es erwartet, solltet ihr ihn sofort und überschwänglich loben. Und wenn ich sage sofort, meine ich das auch – nicht erst einige Sekunden später. Ihr solltet jetzt eine hohe Stimmlage wählen und dem Hund deutlich eure Zufriedenheit vermitteln. Das Lob kann durch Leckerlis unterstützt werden. Gute Dienste leistet hier auch der Clicker, der in vielen Hundeschulen heute nicht mehr wegzudenken ist. Unerwünschtes Verhaltet sollte unmittelbar korrigiert werden. Wählt jetzt eine tiefe Stimme, tadelt also nicht im Alltagston.

In der Hundeerziehung geht es vor allen Dingen um unmittelbare und korrekte Reaktionen des Rudelführers. Nur dann sind Hunde in der Lage, ihre Taten mit euren Reaktionen zu verknüpfen.

Spielen:

Das Spielen ist für den Welpen nicht nur die Hauptgelegenheit zur Bewegung und Kräftigung, sondern auch ein wichtiger Teil der Hundeerziehung. Bedenkt daher auch hier immer, dass ihr der Rudelführer seid und bestimmt, wann gespielt wird, wo gespielt wird, mit was und wie lange gespielt wird. Ihr solltet agieren nicht reagieren.

 

Ein Erfahrungsbericht (Text von Christa Steinbrink)

Kleiner Hund, große Persönlichkeit

Oftmals klagen Kromfohrländerhalter über ihren, sich im Extremfall bis zum Tyrannen gebärdenden Hund, der zum einen ein ungebührliches Verhalten gegenüber Artgenossen aufweist und/oder die ganze Menschenfamilie im Griff hat und kommandiert. Ist der Kromfohrländer doch ein aufsässiger, schwer zu erziehender Hund mit ausgeprägtem starrköpfigen und selbständigen Charakter? Warum hört man etliche Kromfohrländerhalter klagen, die bei aller Liebe zum Tier, doch leichte bis erhebliche Probleme im Verständigungsbereich und Rangordnungsdiskrepanzen mit ihrem Hund haben?

Beim Zusehen vieler Kromfohrländerbesitzer und deren Verhalten zu ihrem Hund fielen mir einige Auffälligkeiten auf.

Beginnend mit der Beobachtung, was es für Leute sind, die sich als vierbeinigen Begleiter den Kromfohrländer auswählten, konnte ich feststellen, das es häufig Ehepaare mittleren Alters, Familien mit Kindern, sowie ältere Personen sind, die keinen Schoßhund, aber ebenso wenig einen Gebrauchshund ihr Eigen nennen wollten.

Intuitiv weiß jeder, dass die Haltung eines großen, oder für einen bestimmten Aufgabenbereich zugeordneten, Hundes (z.B. Wind-, Jagd-, Schutzhund) eine außerordentliche Verantwortung und eine gewissenhafte und korrekte Erziehung voraussetzt; die man dann doch lieber einem erfahrenden Hundeführer überlässt. Etwas „Kleineres“ und „Pflegeleichteres“ sollte es sein, gerade mal so groß und genetisch so veranlagt, dass die Erziehung nur halb so aufwendig ist und eventuelle Anfängerfehler in der Mensch/Hund-Beziehung keinen großen Schaden anrichten können.

Die Beschreibungen des Kromfohrländers in vielen Hundebücher klingen dann vielversprechend. Die allgemeine Charakterdarstellung lautet:

- Haus - und Begleithund

- praktische Größe (38 cm - 46 cm)

- pflegeleicht

- sportlich und intelligent

- kaum Jagdtrieb

- familientauglich

- anpassungsfähig

- gehorsam

- wachsam

- gelehrig .......etc.

Doch gerade diese Beschreibung und das liebenswürdige, entzückende und verschmitzte Aussehen, verbunden mit dem schelmenhaften, aufgeweckten Gebaren des kleinen Charmeurs, verleiten einen dazu, den Kromfohrländer nicht immer als den vollwertigen, charakterstarken Hund, der sich im kleinem Körper befindet, zu erkennen. Stattdessen überkommt uns eher das Gefühl, den „Kleinen“ stets und ständig streicheln und liebkosen zu wollen, kleine Frechheiten zu beschmunzeln und ungebührliches Verhalten großzügig zu verzeihen.

Ein weiteres Indiz der Verkennung des „großen Hundes“ im kleinen Kromfohrländer dürften auch die erlebten, zahlreichen Begegnungen mit entgegenkommenden Passanten auf Spaziergängen sein, die beim Anblick unserer fipsigen Vierbeiner in Verzückung geraten, mit hoher Stimme und —„Oh, ist der niiiedlich, dürfen wir ihn einmal streicheln!“—, gegenübertreten, selbige aber beim Erspähen eines stattlichen Rottweilers indessen schnell zur anderen Straßenseite überwechseln.

Dass Größe und Aussehen einer Hunderasse teils unbewusst ein unterschiedliches Verhalten in uns auslöst, stellt man auch an der Art und Weise fest, wie so mancher Besitzer eines Kromfohrländers mit seinem Liebling zu kommunizieren pflegt.

Es werden dem Hund beim Versuch einer Maßregelung mit jovialer, freundlicher Stimme wahre Geschichten erzählt, die in der Regel zu einem Wort/Bellgefecht zwischen Mensch und Hund ausartet und an deren Debattenende gewöhnlich der Hund das letzte Wort hat.

Ein Besitzer eines Gebrauchshundes größerer Kategorie würde seinen Hund mit fester, klarer und ruhiger Stimme eindeutige Befehle geben, der im Hund keinen Zweifel aufkommen ließe, diesen Anweisungen nicht zu folgen.

Der Kromfohrländerbesitzer hingegen versucht zwar, mit gleicher Intensität, doch mit säuselnder Stimme und langem Gerede seinem Hund seine Wünsche mitzuteilen. Dieses würde sich, wir nehmen in diesem Fall das Kommando „Aus“ oder „Genug“, folgendermaßen anhören:

Hund Charly bellt Artgenossen unfreundlich an, knurrt, zerrt an der Leine und sucht zuweilen die Konfrontation.

Halter: “Charly, sei mal jetzt lieb! Komm hier her! ‘Aus’ hab ich gesagt! Still jetzt! Mach mal hier schön Platz! Chaaarly! Habe ich dir nicht gesagt, du sollst lieb sein !? Na komm schon, sei ein braver Hund!“

Und bei all den vielen guten, an den Hund gerichteten Verhaltensanweisungen wird er (der Hund) zu guter Letzt auch noch gestreichelt.

Wie wir wissen, wird Charly selbstverständlich nicht auf sein Herrchen hören und genau an dieser Stelle werden wir mit dem Einfallsreichtum und der Phantasie des Charlyhalters konfrontiert, dem schlagartig mindestens fünf Entschuldigungsgründe einfallen, warum sein sonst immer gut gehorchender Charly nicht reagiert. Zur Veranschaulichung hier einige der vielen Ausreden:

- Für Charly ist das Wetter heute viel zu warm, das kann Charly überhaupt nicht gut vertragen. Das macht ihn jedes Mal so ungnädig

- Das war für Charly heute ein langer und anstrengender Tag, man merkt, dass er richtig gestresst ist.

- Bei so vielen anwesenden Hunden ist er immer viel zu abgelenkt und nervös.

- Charly wird von den anderen anwesenden Artgenossen, die er ja gar nicht mag, provoziert.

- Es ist bestimmt eine läufige Hündin in der Nähe..... etc.

Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen, denn der Einfallsreichtum besagter Hundebesitzer, wenn es um ihren geliebten Vierbeiner geht, ist schier unerschöpflich. Könnten sie sich so eine Vorgehensweise bei einem Besitzer eines Dobermanns vorstellen? Jeder würde sofort sagen, dass der Dobermannbesitzer zum Führen eines solchen Hundes unfähig sei.

Bei diesem Beispiel wird jedem klar, dass es nicht der Hund, sondern vielmehr der Mensch ist, der das ungebührliche Verhalten auf Grund vorangegangener Gedankenlosigkeit und Versäumnisse in der grundlegenden Erziehung „Wie sag ich es meinem Hund“ verursachte.

So lässt der anfangs stolze und glückliche Besitzer eines Kromfohrländer-Welpen oder -Junghundes, bedingt durch das niedliche, knuddelige und liebenswürdige Aussehen, einhergehend mit der geringen Körpergröße seines Lieblings, sich leicht verleiten, seinen Vierbeiner nicht als den wahrhaft starken, ernstzunehmenden und selbstbewussten Hund zu erkennen, der es aber, im Erwachsenenalter, kraft seines Wesens und seiner Charakterstärke leicht mit jedem großen Hund aufnehmen könnte.

Die überdurchschnittliche Intelligenz des Kromfohrländers ist sprichwörtlich, denn er vermag nicht nur menschliche Gemütsstimmungen und die Körpersprache schnell und folgerichtig zu erfassen, sondern besitzt zudem die Fähigkeit, menschliche Schwächen und Inkonsequenzen blitzschnell zu erkennen, um diese für sich auszunutzen.

Dennoch ist die anfangs geschilderte Charakteristik unseres vierbeinigen Begleiters keine Lüge, nur sollte der Abstammungsgeschichte unseres Kromfohrländers mitunter mehr Bedeutung beigemessen werden, indem man sich vergegenwärtigt, dass eine Menge Foxterrierblut in seinen Adern fließt, das sich im Verhaltensrepertoire einiger unserer Hunde nicht immer verleugnen lässt.

Mit dieser Erkenntnis, kein Hündchen, sondern einen urwüchsigen, kernigen, charakterstarken und vollwertigen Hund an seiner Seite zu haben, würden viele Probleme zwischen Mensch und Kromfohrländer häufig erst gar nicht entstehen. Denn bei angemessener Erziehung ist der Kromfohrländer ein intelligenter, treuer, anpassungsfähiger, lernbegieriger, spielfreudiger und familienfreundlicher Hund, der in dieser Komplexität nur selten zu finden ist.

Nehmen wir den Kromfohrländer als Hundepersönlichkeit ernst, kann er auch als „der Traumhund“ bezeichnet werden.